Trauernde Angehörige und Kinder unterstützen: Unsere Tipps

Wer schon einmal einen geliebten Menschen oder ein liebgewonnenes Haustier verloren hat und durch das dunkle Tal der Trauer marschieren musste, weiß: Das kann hart sein. Unheimlich hart. Und oft scheint es monatelang aussichtslos, je wieder zu Kräften und neuem Lebensmut zu finden. Bis eines Tages der Zeitpunkt kommt, an dem Optimismus, Energie und Hoffnung zurückkehren. Doch bis dahin ist es ein langer Weg, der uns viel abverlangt. Noch ohnmächtiger und machtloser fühlen wir uns oft, wenn wir einem trauernden Menschen unseres Familien- oder Freundeskreises beistehen müssen. Dann wissen wir nicht, was wir tun oder sagen sollen. Denn der Grat zwischen helfenden Taten und belastender Nähe ist oft schmal. Wir geben daher Tipps, wie Sie trauernde Erwachsene und Kinder unterstützen können.

 

Respekt ist das A und O

Bevor wir uns konkreten Tipps widmen, sollten wir eines klarstellen: Jeder Mensch ist anders. Und daher ist auch jeder Trauerprozess anders. Während sich die einen schon nach kurzer Zeit wieder ins pure Leben stürzen, ja sogar nach Ablenkung lechzen, suchen andere bewusst die Einsamkeit. Nichts davon ist falsch, sondern es kommt vielmehr auf unsere Persönlichkeit an. Denn die Art, wie wir mit Trauer umgehen, wird von vielen Faktoren beeinflusst – von individuellen Bindungsmechanismen, die oft in unserer Kindheit verankert sind, von der Kultur, in der wir aufwachsen oder von anderen Gesellschaftsformen, mit denen wir in Berührung kommen. Wichtig ist daher, sich nicht von Konventionen oder Erwartungen anderer verunsichern zu lassen, sondern jene Form der Trauer zu finden, die zu einem selbst passt. Als Angehöriger bedeutet dies wiederum, genau dies zu respektieren. Oft überschreiten wir diesbezüglich jedoch unbewusst Grenzen. Doch dies kann den Trauerweg negativ beeinflussen. Respektieren Sie daher individuelle Gegebenheiten und Neigungen. 

 

Trauernde unterstützen: 7 Tipps

Unsere nachstehenden Tipps sind somit nicht als allgemeingültige Maßnahmen zu sehen, die jeden Trauerprozess erleichtern können, sondern vielmehr als Werkzeugkoffer, der sich für den einen Trauerweg besser eignet, für den anderen weniger. Je nachdem, was die trauernde Person sich wünscht. Gehen Sie daher mit Bedacht vor und respektieren Sie auch ein „Nein“.

 

  1. Auf Trauernde zugehen: Wer einen Erwachsenen oder Kinder im Trauerprozess unterstützen möchte, braucht zunächst eine Prise Mut. Denn Themen wie Trauer, Tod oder Verlust haben in unserer schnelllebigen, auf Hochglanz polierten Gesellschaft wenig Platz. Das heißt: Wir drücken sie weg und reden nicht gerne darüber. Daher tun sich Menschen oft schwer damit, sollen sie plötzlich Nahestehende beim Trauern unterstützen. Doch wie auch bei der medizinischen Erste Hilfe gilt: Nichtstun ist immer kontraproduktiv. Viele haben zudem Angst, dass direktes Ansprechen oder Berührungen die Trauer beim Gegenüber erneut entfachen könnten und der Trauernde in Tränen ausbricht. Doch Emotionen ehrlich zeigen zu dürfen, tut Betroffenen gut. Behalten Sie dies im Hinterkopf und lassen Sie sich auf den Trauerprozess Ihres Freundes oder Familienmitglieds ein. Denn wenn Trauernde bemerken, dass man ihre Trauer nicht ernst nimmt oder ihnen gar aus dem Weg geht, fühlen sie sich nicht selten erst recht allein gelassen.
  2. Floskeln vermeiden: „Alles wird wieder gut“ oder „Mach dich nicht fertig“ – das sind Floskeln, die uns schnell über die Lippen kommen. Zu schnell. Denn im Grunde genommen führen sie erneut dorthin, wo wir als Gesellschaft ohnehin zu oft aufschlagen: in eine Sphäre, in der Tod oder negative Gefühle keinen Platz haben. Verzichten Sie daher auf banale Trostsprüche, mit denen die Trauer kleingeredet wird, denn sie verletzen eher, als dass sie trösten oder helfen. Respektieren Sie stattdessen den Schmerz und sagen Sie im Zweifelsfall lieber: „Ich weiß jetzt gar nicht, was ich sagen soll, aber ich bin hier und du kannst alles aussprechen. Ich höre dir gerne zu.“ Auch gemeinsames Schweigen kann für Betroffene hilfreich sein. Zugegeben: Das ist nicht immer leicht, aber einen Versuch wert. Nehmen Sie sich dabei selbst zurück. Viele Angehörige machen den Fehler, dem Trauernden die eigenen Erfahrungen mit Tod und Trauer mitteilen zu wollen, doch das ist nicht zielführend.
  3. Taten walten lassen: Überhaupt sind Worte oft schwierig zu finden – daher kann es hilfreich sein, sich stattdessen auf Taten zu konzentrieren. Kleine Gesten haben oft eine viel größere Bedeutung. Nehmen Sie die trauernde Person in den Arm, bringen Sie Blumen oder einen Kuchen vorbei oder laden Sie sie zu einem Spaziergang ein. Auch Einladungen zu Konzertabenden oder einem Einkaufsbummel nehmen manche gerne an. Doch Achtung: Seien Sie nicht enttäuscht, wenn Trauernde Gesprächs- oder Hilfsangebote ablehnen. Ein „Nein“ ist völlig in Ordnung und muss akzeptiert werden. Oft fehlt Trauernden zudem die Kraft, den Haushalt zu bewältigen. Hierbei können Sie eine helfende Hand sein, die kocht, einkauft oder beim Putzen unterstützt.  
  4. Aktiv zuhören: Vielen Trauernden tut es gut, wenn man einfach nur da ist und zuhört. Scheuen Sie sich auch nicht davor, dabei Fragen zu stellen. Kurioserweise trauen sich die wenigsten, die naheliegendste Frage zu stellen: Wie geht es dir? Halten Sie sich zudem vor Augen, dass es vielen Trauernden am meisten hilft, wenn sie das Gefühl haben, verstanden zu werden. Und wenn sie sich sicher sein können, dass es einen Ort gibt, an dem sie über all ihre Emotionen offen sprechen können. Dazu gehört zwangsläufig auch, als Angehöriger Wiederholungen auszuhalten. Denn Menschen in Krisen reden gerne über die immer gleichen Dinge. Doch das ist kein Indiz für Stillstand, sondern im Gegenteil: Es ist ein Zeichen dafür, dass sich der Trauernde mit seiner Situation auseinandersetzt.
  5. Erinnerungen wachhalten: Auch das Sich-Erinnern an den geliebten Menschen oder das liebgewonnene Tier ist wichtig. Und dabei können Sie Impulse geben, denn das Schlimmste ist für Trauernde oft, wenn niemand mehr über den Verstorbenen spricht, nur um so manchem Trauerszenario zu entgehen. Fragen Sie also gezielt nach Erinnerungen, denn oft ist es Trauernden ein Bedürfnis, von den letzten Tagen vor dem Tod zu erzählen. Und je mehr sie darüber reden, desto leichter wird es, loszulassen. Wir von Mevisto haben uns auf dieses Wach-Halten von Erinnerungen spezialisiert, denn wir kreieren Schmuckstücke, die es ermöglichen, Herzensmenschen oder -tiere auch nach dem Tod ganz nah bei sich zu tragen. Hierfür verwenden wir Haare oder Asche.Daraus entstehen Edelsteine, die die Essenz des Verstorbenen in sich tragen.
  6. Professionelle Hilfe holen: Haben Sie als Angehöriger hingegen das Gefühl, nicht mehr mit dem Trauerprozess Ihres Gegenübers klarzukommen, so scheuen Sie sich nicht davor, dies auf freundliche und respektvolle Art und Weise zu sagen. Bieten Sie dem Trauernden an, gemeinsam nach Alternativen zu suchen, wie Trauergruppen, Trauerbegleiter für Einzelgespräche oder Psychotherapie. Nehmen Sie hierbei allerdings stets auf die persönlichen Grenzen Ihres Freundes oder Familienmitglieds Rücksicht: Diese Person muss selbst hierzu bereit sein. Achten Sie außerdem immer auf sich selbst, denn die Trauer eines anderen auszuhalten ist eine ebenso große Leistung, die äußerst herausfordernd sein kann.
  7. Geduld haben: Trauer nimmt grundsätzlich linear ab. Trotzdem können immer wieder heftige Trauerphasen einsetzen, in denen so manche Emotion hochkommt. Durch das Organisieren der Beerdigung sind Trauernde oft zunächst abgelenkt und fallen erst danach in ein Loch – wenn das Telefon nicht mehr klingelt und keine Beileidsbekundungen mehr ins Haus flattern. Zeigen Sie Verständnis dafür und unterstützen Sie trauernde Erwachsene und Kinder so lange, wie diese es benötigen. Denn Trauer wird durch Trauern gut.

 

Sondersituation: trauernde Kinder unterstützen

Noch schwerer tun sich manche, wenn es darum geht, trauernde Kinder zu unterstützen. Auch hierbei gilt: Respekt ist das A und O. Denn es ist ein Irrglaube, zu behaupten, Kinder nähmen den Tod nahestehender Menschen nicht wahr und trauerten nicht. Vielmehr ist es hierbei erneut wichtig, trauernde Kinder in ihrer Trauer und Lebenssituation wahr- und ernst zu nehmen. Im Prinzip gelten also die gleichen Regeln wie für trauernde Erwachsene, wobei Kinder oft noch eine Extraprise Zuwendung und Zuneigung benötigen. Viele Kinder reagieren auf belastende Veränderungen darüber hinaus mit einem veränderten Verhalten, etwa mit Verunsicherung, Schlafstörungen oder Weinen. Hier kann es hilfreich sein, Alltagsstrukturen und Fixpunkte, wie das gemeinsame Essen, das Zu-Bett-Bringen oder den Sonntagsspaziergang aufrechtzuerhalten. Ebenso ist es essentiell, mit Kindern offen über den Tod zu sprechen und ihnen sachliche und klare Informationen zu geben. Dazu gehört auch, ihnen zu versichern, dass sie keine Schuld am Tod tragen. Kinder sollten außerdem die Möglichkeit erhalten, den Verlust für sich selbst zu begreifen und sich vom Verstorbenen verabschieden zu können. Hierbei können kreative Angebote oder Rituale helfen. Und auch das gemeinsame Sprechen über den Verstorbenen ist wichtig.