Materialkunde 4: Silber

Eigenschaften und Fakten zur Herstellung

Gold oder Silber? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Oder besser gesagt: die Geschmäcker. Denn während die einen Goldschmuck präferieren, schmücken sich andere lieber mit silbernen Ringen, Ketten und Ohrringen. Silber spielt aber nicht nur in der Schmuckwelt eine bedeutende Rolle, sondern auch in der Medizin, Elektronik, Fotografie oder gar Raumfahrt. Ein vielseitiges Material also, das streng genommen zu den Übergangsmetallen zählt. Für uns Grund genug, um diesem Multitalent einen eigenen Blogbeitrag zu widmen. Im Folgenden verraten wir Ihnen die wichtigsten Eigenschaften von Silber und haben spannende Fakten rund um die Herstellung und Verwendung zusammengetragen.

Ein Material mit langer Geschichte

Silber zählt zu den Übergangs- und Edelmetallen und tritt in der Natur gediegen auf, also elementar. Meist stößt man auf Silber-Körner oder -Nuggets, Silber in Form von dünnen Plättchen oder Blechen sowie auf verästelte Silber-Geflechte oder -drähte. Daneben ist das Übergangsmetall vor allem in sulfidischen Mineralen enthalten. Das Wort „Silber“ geht dabei auf den althochdeutschen Begriff „silbar“ oder „silabar“ zurück, wobei sich dieser wiederum von der germanischen Wurzel „silubra“ ableitet. Über den Wortursprung kursieren verschiedene Theorien, sodass nach wie vor unklar ist, wann und wo der Begriff zum ersten Mal auftauchte. Fakt ist hingegen: Silber wird von der Menschheit zirka seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. verarbeitet. So benutzten es beispielsweise bereits die Assyrer, Goten, Römer, Ägypter oder Germanen. Belegt ist auch, dass die Phönizier Wasser, Wein und Essig in Silberflaschen aufbewahrten, um so die Flüssigkeiten vor Bakterien zu schützen. Zudem wissen wir, dass die Griechen Minen in Laurion, etwa 50 Kilometer südlich von Athen, betrieben. Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit rückten hingegen Silbererzvorkommen in Zentraleuropa in den Fokus – in Deutschland, Tschechien, der Slowakei oder auch Norwegen. Der größte Silberproduzent im Mittelalter war wiederum die Region Schwaz in Tirol. Durch die Entdeckung Amerikas verbreitete sich nach und nach auch viel Silber aus Lateinamerika auf die restlichen Kontinente. Und dabei ist diese Entwicklung sogar bis heute sprachlich im Landesnamen „Argentinien“ verankert. Denn das südamerikanische Land verdankt seine Bezeichnung dem spanischen Adjektiv „argentino“, was so viel wie „silbrig“ bedeutet. Und dieses Wort leitet sich wiederum aus dem lateinischen "argentum“ ab. Silber wurde auch lange Zeit als Zahlungsmittel verwendet – daher sind die Wörter „Silber“ und „Geld“ bis heute in 14 Sprachen ident. So prägte etwa König Heinrich II. 1158 die erste Silberwährung Englands.

Silber: Über die Herstellung

20 Prozent des heutigen Silbers wird aus Silbererzen gewonnen, wobei sich die bedeutendsten Silbervorkommen mittlerweile in Mexiko, den USA, Kanada, Peru, Bolivien sowie ferner Russland und Australien befinden. Hierbei kommt eine Cyanid-Laugung mit einer Natriumcyanid-Lösung zum Einsatz, wodurch sich das Silber herauslösen lässt. Auch Sauerstoff spielt bei dieser Silber-Herstellung eine wichtige Rolle – eine gute Belüftung ist somit essentiell. Eine weitere Möglichkeit ist die Silbergewinnung aus Blei- oder Kupfererzen. Bei der Raffination kommt wiederum das Moebius-Verfahren zum Einsatz – Rohsilber wird somit auf elektrolytischem Weg gereinigt.

 

Ein Edelmetall mit vielfältigen Eigenschaften

In puncto Eigenschaften ist Silber ein wahrer Tausendsassa. So ist es das am stärksten reflektierende Element und neben Gold auch das formbarste Metall. Aus einer Unze Silber können so knapp 2.500 Meter Draht entstehen. In Sauerstoff und Wasser verhält sich Silber stabil. Wird es hingegen Ozon, Schwefelwasserstoff oder schwefelhaltiger Luft ausgesetzt, so läuft es an. Chemisch reines Silber, auch Feinsilber genannt, ist zwar im Handel erhältlich, allerdings meist zu weich für die meisten Verwendungsarten. Daher wird es mit anderen Materialien vermischt. So enthält Sterlingsilber zu 92,5 Prozent Silber und 7,5 Prozent andere Metalle, darunter in den meisten Fällen Kupfer. Silber verfügt darüber hinaus über die höchste elektrische Leitfähigkeit aller Elemente im unmodifizierten Zustand und die höchste thermische Leitfähigkeit aller Metalle.

Vielfältige Verwendung

All diese verschiedenen Eigenschaften des Edelmetalls haben dazu geführt, dass es in vielfältigen Bereichen zum Einsatz kam und kommt. So wurden Silberverbindungen etwa während des Ersten Weltkrieges verwendet, um die Ausbreitung von Infektionen in Kriegsgebieten einzudämmen. Kariesfüllungen enthielten früher mitunter ebenso Silber. Und in der Alternativmedizin wurde es zur Behandlung von Erkältungen oder Grippeviren eingesetzt. Ein Grund für seine hohe medizinische Bedeutung ist, dass Bakterien keine Resistenz gegen das Edelmetall entwickeln können. Aber nicht nur die Medizin profitiert von diesem Stoff, sondern Silber findet mittlerweile auch in Solarpaneelen, elektrischen Schaltkreisen, Batterien sowie in der Fotografie und Raumfahrt Verwendung. Und schließlich kann auch die Schmuckwelt nicht mehr ohne das Edelmetall leben. Bei uns geht es eine stimmige Liaison mit unseren Hauptakteuren, den Saphiren und Rubinen, ein. So entstehen einzigartige Schmuckstücke, die nicht nur langlebig sind, sondern die Elemente verstorbener Herzensmenschen in sich tragen.