Unser Gedächtnis: Wie funktionieren Erinnerungen & warum sind sie so wichtig

Wir erinnern uns an den duftenden Apfelkuchen der verstorbenen Oma oder an den rot lackierten Oldtimer des Onkels, der nur an sonnigen Tagen aus der Garage durfte. Aber auch der erste Kuss oder die erste Nacht im neuen Zuhause brennen sich in unser Gedächtnis ein. Daneben hat unser Gehirn Wissen um essentielle Handgriffe gespeichert, die wir tagtäglich im Alltag benötigen. Etwa, um das Auto steuern, das Lieblingsgericht zubereiten oder die Gartenarbeit erledigen zu können. Man kann also zu Recht behaupten: Unser Gedächtnis ist ein Tausendsassa. Aber wie funktionieren Erinnerungen eigentlich? Was hat das mit Algorithmen zu tun? Und warum sind Erinnerungen so wichtig? Im Blogbeitrag finden Sie Antworten.  

 

Unser persönlicher Algorithmus

In sozialen Medien ist er omnipräsent: der sogenannte Algorithmus. Vereinfacht gesagt, handelt es sich dabei um ein System im Hintergrund, das alle Meldungen, Postings und Informationen vorsortiert und filtert. Anschließend bekommen wir nur einen Bruchteil davon zu sehen – es wird also nur das ausgespielt, was für uns relevant ist. Ähnlich verhält es sich mit unserem Gedächtnis: Vieles, was wir erleben oder erlernen, merkt es sich – allerdings längst nicht alles. Denn nur für uns Relevantes bleibt hängen. Und: Je älter wir werden, desto mehr müssen wir für unser Erinnerungsvermögen tun. Und hierbei greift das Gehirn auf drei Speicherplatten zurück:

 

  • Sensorisches Gedächtnis: Dieser Bereich wird auch Ultrakurzzeitgedächtnis genannt, denn es speichert Informationen, die wir hören oder sehen, nur für sehr kurze Zeit – oft nur für zwei Sekunden. Wir benötigen es, um zum Beispiel einem Gespräch folgen oder uns einen Film ansehen zu können. Unser Gehirn schaltet sodann gleich in den Bewertungsmodus: Alles, was wir davon als relevant erachten oder innerhalb kürzester Zeit erneut abrufen, wandert ins Kurzzeitgedächtnis. Alles, was für uns nicht von Interesse ist, wird hingegen sofort gelöscht, um Platz für neue Erfahrungen zu machen.
  • Kurzzeitgedächtnis: Die nächste Stufe bildet das Kurzzeitgedächtnis, auch Arbeitsgedächtnis genannt. In ihm werden Informationen für Sekunden bis hin zu Minuten gespeichert. Forscher gehen davon aus, dass es eine Kapazität von ungefähr sieben Gedanken, die bis zu 20 Minuten erinnert werden können, besitzt. So wissen wir zum Beispiel, wen wir zurückrufen sollen, welche Lebensmittel wir einkaufen müssen oder wo wir den Autoschlüssel platziert haben.
  • Langzeitgedächtnis: Schließlich verfügen wir noch über ein Langzeitgedächtnis. Dort werden Informationen dauerhaft abgespeichert – also oft unser Leben lang. Das Langzeitgedächtnis teilt sich wiederum auf in ein deklaratives und ein implizites, auch prozedurales Gedächtnis genannt. All jene Informationen, die bewusst abgerufen werden können, sind im deklarativen Gedächtnis verankert. Dazu gehören etwa Kindheitserlebnisse, berufliches Wissen, Sprachkenntnisse oder einschneidende Episoden des Lebens wie der erste Kuss, die Hochzeit oder die Geburt eines Kindes. Informationen des impliziten Gedächtnisses werden wiederum unbewusst abgerufen. Das heißt: Wir tun etwas, ohne groß darüber nachzudenken – so, als wären die jeweiligen Abläufe bereits in Fleisch und Blut übergegangen. Schwimmen, Fahrradfahren oder Autofahren sind Beispiele hierfür.

Limbisches System als Wächter

Was nun tatsächlich hängen bleibt und zu einer dauerhaften Erinnerung wird, entscheidet ein strenger Wächter: das limbische System. Dieses reguliert nicht nur unser Affekt- und Triebverhalten, sondern bewertet auch, ob eine Neuigkeit wichtig, gut, schlecht oder wenigstens witzig ist. Vor allem dann, wenn Informationen starke Gefühle in uns wecken, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass unser Gedächtnis sie speichert. Daher haben es wegweisende Erlebnisse leicht, ins Langzeitgedächtnis aufgenommen zu werden. Was uns nicht interessiert, ist für unser Gedächtnis hingegen ein harter Brocken. Daher lernen wir in der Schule auch nur ungern für Fächer, die wir langweilig finden. Und: Auch mit dem Merken von Zahlen tun sich viele Menschen schwer.

 

Im Schlaf wird gespeichert

Und wie funktioniert das nun genau? Nun, alles, was wir sehen oder hören, erreicht zunächst über Nervenleitungen unser limbisches System. Dieses spannt sich wie ein Band um den sogenannten Balken. All das, was dieser Teil des Gehirns sodann als wichtig erachtet, schickt es weiter an die Großhirnrinde, die äußere Schicht, die aus vielen Milliarden Nervenzellen besteht. Und zwar an verschiedene Speicherstellen, von wo die Erinnerungen später bei Bedarf wieder abgerufen werden können. Der Prozess des Abspeicherns wichtiger Gedanken und Erlebnisse im Langzeitgedächtnis dauert dabei gut 24 Stunden und findet vor allem in der Nacht statt. Denn dann prasseln nicht ständig neue Reize auf das Gehirn ein, wodurch es sich in Ruhe mit dem Festigen bestehender Informationen beschäftigen kann. Neues wird dabei mit bereits existierenden Erinnerungen verknüpft, entdeckt das Gehirn zum Beispiel Gemeinsamkeiten.

 

Dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen

Jeder Gedanke hinterlässt so im Gehirn eine Spur, die es später wieder finden kann – vorausgesetzt, es handelt sich dabei nicht um Eindrücke des sensorischen Gedächtnisses. Doch dieser rasante Gedankenflug wird mit zunehmendem Alter oder aufgrund von Krankheiten gebremst. Durch ein bisschen Übung lässt sich das Gedächtnis allerdings ein Stück weit fitter machen. Lesen, Schreiben, Rechnen, Diskutieren, Musizieren oder generell Kreativ-Sein eignen sich perfekt hierfür. Auch Sport ist ein wahrer Fit-Macher im doppelten Sinne, denn er fördert die Durchblutung des Gehirns. Gleichzeitig ist es aber auch unerlässlich, Unwichtiges oder Belastendes zu vergessen. Ansonsten drohen wir, in den Informationsfluten unterzugehen.

 

Warum sind Erinnerungen wichtig?

Wie funktionieren Erinnerungen? – Diese Frage hätten wir nun also geklärt. Aber warum sind Erinnerungen so wichtig? Zum einen natürlich, um überhaupt den Alltag bestreiten zu können. Man stelle sich nur vor, wir müssten jeden Tag aufs Neue das Schreiben mit der Tastatur oder das Bedienen der Waschmaschine lernen. Erinnerungen stärken aber auch das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft, halten uns vor Augen, was wir im Leben schon erreicht haben oder lösen bestimmte Emotionen aus. Insbesondere für die Bildung einer eigenen Identität sind Erinnerungen unabdingbar. Ohne sie würde unsere Persönlichkeit zerbröseln. Den häufigen Zugriff insbesondere auf negative Erinnerungen bezeichnete der Psychoanalytiker Sigmund Freud übrigens als „Wiederholungszwang“. Menschen, die etwa unter Depressionen leiden, wahren gerne – bewusst oder unbewusst – alte Erfahrungen und kehren immer wieder zu gewohnten Interaktionsmustern zurück. Gesunde Personen integrieren hingegen neue Erfahrungen in ihr Sein. Vor allem in westlichen Kulturen wird der Erinnerungskultur generell ein hoher Stellenwert zugeschrieben. Das kollektive Gedächtnis dient hier der Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsgestaltung zugleich. Doch wie bei so vielem, so ist auch dieses Forschungsfeld nach wie vor mit vielen unbeantworteten Fragen verbunden – wir wissen nur einen Bruchteil davon, wie Erinnerungen tatsächlich funktionieren.

Erinnerung an geliebte Menschen

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